Bei einer gemeinsamen Wanderung zweier Klassen aus Hauzenberg und Krumau wurde das freundschaftliche Band zwischen den beiden Partnerschule weiter gepflegt und gefestigt. Ausgangspunkt der grenzenüberschreitenden Tour durch Natur und Zeit war der Wanderparkplatz Wistlberg bei Finsterau. Auf einem Forstweg, dem „Zametzersteig“, ging es zunächst durch einen dunklen Nadelwald bergab und später über einen wurzeligen Pfad hinauf zur Alten Klause und weiter zur Reschbachklause. Bis Anfang der 50iger Jahre wurde hier das Wasser des aufgestauten Reschbaches für die Holztrift genutzt. Staunend und bewundernd standen die Schülerinnen und Schüler vor diesem Natur- und Geschichtsjuwel, das Menschenhände hier vor langer Zeit geschaffen haben. Sie erfuhren auch, dass der Holzreichtum des Bayerischen Waldes vielen Menschen hier Arbeit und Brot gab für ihre Familien und dass die Stämme, die von den Holzknechten Sommer wie Winter geschlagen wurden, über die Bäche und Flüsse bis nach Passau und sogar bis nach Wien gelangten. Der Bayerische Wald sorgte so für das Heizmaterial und für warme Stuben in den Donaustädten. Hautnah und fasziniert konnten die Jugendlichen hier an der Reschbachklause auch das Motto des Nationalparks Bayerischer Wald erleben: „Natur, Natur sein lassen“. „Es ist einfach schön zu sehen, was hier Mensch und Natur zusammen geschaffen haben“, so ein faszinierter Schüler aus Hauzenberg. Über einen schmalen, gut befestigten Wanderweg und durch eine eindrucksvolle Waldwildnis ging es dann entlang der
Landesgrenze zwischen Bayern und Tschechien hinauf zum Siebensteinkopf, einem weiteren Höhepunkt der Wandertour. Unterwegs boten sich der Wandergruppe herrliche Ausblicke auf die Berge des Böhmerwaldes und auf den Lusen. Seinen Namen verdankt der 1263 m hohe Siebensteinkopf angeblich sieben großen Felsblöcken unterhalb des Gipfels. Am hölzernen Gipfelkreuz ließen sich die bestens gelaunten Mädels und Jungs ihre Gipfelbrotzeit schmecken und beschnupperten sich dabei über die sprachlichen Barrieren hinweg. „Wir haben schnell gemerkt, dass die Jugend in Tschechien auch nicht anders ist, wie bei uns“, stellte Cora dabei schnell fest. Über Stock und Stein und viele Serpentinen ging es nach der verdienten Rast hinab nach Bucina. Wieder boten sich grandiose Ausblicke auf die wunderbare Landschaft des Böhmerwaldes mit seinen Bergen. Staunend standen die Klassen aus Krumau und Hauzenberg dann vor den Resten des „Eisernen Vorhangs“, einem 20 m breiten Streifen mit Zäunen aus Stacheldraht und Wachtürmen. 50 Jahre lang war hier eine schier unüberwindliche Grenze, deren Überschreitung lebensgefährlich war. Hier war zur Zeit des Kalten Krieges buchstäblich „das Ende der Welt“. Durch militärische Sperrzonen und die Vertreibung der deutschen Bevölkerung wurden viele Orte, wie etwa Bucina, früher hieß der Ort Buchwald, zerstört und auf der Landkarte ausradiert. Für die Schülerinnen und Schüler war es nicht leicht, sich vorzustellen, wie es damals hier war und was es hieß, nicht in Freiheit leben zu können. “Gut, dass diese Zeit vorbei ist und die Tschechen zu uns kommen dürfen und wir zu ihnen“, freute sich Hannah. Mit der politischen Wende 1989 öffnete sich auch hier in Bucina der „Eiserne Vorhang“. Die menschenverachtende Grenze wurde, hoffentlich ein für alle Mal, Geschichte. Ein Denkmal, das „Tor zur Freiheit“, an der Haltestelle des Igel-Busses, erinnert uns noch heute an die großartige Errungenschaft der Freiheit und den hohen Wert den diese für unser Leben hat. Sie gilt es zu schützen und zu nutzen, durch Annäherungen und Verbindungen der Menschen an der Grenze, wie etwa durch Partnerschaften zwischen Schulen. Bei der gemeinsamen Einkehr im Freilichtmuseum Finsterau und bei einem Teller deftiger bäuerlicher Erdäpfelsuppe wurden die Kontakte zwischen den Jugendlichen diesseits und jenseits der Grenze weiter angestoßen und vertieft. „Man isst zusammen, lernt sich kennen, auch wenn man die Sprache nicht spricht und knüpft Freundschaften. Der Tag war wunderschön“, resümierte Mathilda. „Können wir so etwas nicht bald wieder machen?“, fragte Elisca am Ende des Tages. Sie lernt bereits in ihrer Schule in Krumau die deutsche Sprache und würde gerne zu einem Schüleraustausch nach Bayern kommen. So könnte an diesem Tag manch zartes Pflänzchen der Freundschaft über Grenzen hinweg begonnen haben, zu gedeihen und zu blühen. Das wünschen sich ganz besonders die Lehrkräfte Jarka Plichtova und Hans Simmerl. Für sie ist die nunmehr 26-jährige Partnerschaft zwischen ihren Schulen längst zu einem Herzensanliegen geworden. Auch dank der ideellen und finanziellen Unterstützung durch die Euregio Bayerischer Wald/ Böhmerwald/ Unterer Inn e.V. sind bereits weitere freundschaftliche Treffen zwischen den Schulen der beiden Partnerstädte in Planung.
Bild 1: Hände reichen über einstmals undurchdringliche Grenzen hinweg. Hinten die Lehrkräfte Jarka Plichtova (verdeckt) und Sportlehrer Adam Pecl aus Hauzenberg.
Bild 2: Eliska schreitet durch das „Tor zur Freiheit“ - Mahnung und Auftrag, es immer offen zu halten
Bild 3: Gemeinsames Gipfelerlebnis am Siebensteinkopf rechts Jarka Plichtova, Katerina Kaliskova, Otto Schmid (Wanderführer) Adam Pecl – links Wanderführer Werner Poxleitner und Hans Simmerl